Gerade pubertierende Jugendliche definieren sich in ihrem sozialen Umfeld außerhalb der Familie oft über Statussymbole. Um innerhalb der Clique nicht ausgegrenzt zu werden, passen sie sich dem allgemeinen Hang nach Markenartikeln an. Wenn sie dann im Internet auf besonders günstige Ware treffen, besteht die Gefahr, dass sie auf einen Fake Shop hereinfallen. Lesen Sie, wie Sie Ihre Kinder davor schützen können.
Ein Merkmal von Fake Shops ist, dass dort Markenartikel zu weitaus günstigeren Preisen angeboten werden. Jugendliche fallen darauf leichter herein als Erwachsene. / © kindfamilie.de
Ein gutes Selbstwertgefühl kann Statussymbole ersetzen
Stärken Sie das Selbstwertgefühl Ihrer Kinder. Ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl ist wichtig, denn es hilft Jugendlichen, sich ihrer Qualitäten als Mensch bewusst zu werden. Dadurch fühlen sie sich freier und werden leichter zu einem Teil der Gesellschaft und einer angemessenen Gruppe.
Erfolgserlebnisse durch anspruchsvolle Aktivitäten
Helfen können dabei anspruchsvolle Hobbys. Aus kreativen Aktivitäten können sie Erfolgserlebnisse ziehen. Beispiele dafür wären die Mitgliedschaft in einem Sportverein, Theaterspielen oder Modellfliegen. Indem Ihr Kind etwas ganz Besonderes macht, muss es sich nicht über Statussymbole definieren. Unterstützen Sie Ihr Kind auch emotional, indem Sie ihm immer wieder klarmachen: Ich liebe dich. Ich verstehe dich. Ich bin für Dich da.
Qualität muss nicht immer teuer sein
Markenartikel sind vor allem deshalb Markenartikel geworden, weil sie aufgrund ihrer Qualität von den Kunden angenommen wurden. Viele überzeugte Kunden fördern die Entstehung einer Marke. Um sich von Billigprodukten abzuheben, lassen sich die Hersteller diesen Status mit einem Markenaufschlag bezahlen. Oft gibt es aber auch günstige Artikel gleicher Qualität. Klären Sie Ihre Kinder über Markenwahn auf und vermitteln Sie Ihnen, dass es im Grunde nur auf die Qualität ankommt und dass nichts dagegen spricht, ein No-Name-Produkt zu kaufen, wenn die Qualität stimmt.
Sicherheit beim Online Shopping – Die wichtigsten Regeln
Es gibt einige Grundregeln, die beim Online Shopping beachtet werden sollten, um ein sicheres Einkaufserlebnis zu garantieren. Dazu gehören unter anderem:
- Unverhältnismäßig günstig angebotene Produkte können ein Hinweis auf einen Fake Shop sein.
- Browserhinweise auf eine unsichere Webseite sollten ernst genommen werden.
- Seriöse Online Shops werden von unabhängigen Organisationen geprüft. Überprüfen Sie die Gültigkeit von Gütesiegeln wie Trusted Shops. Durch einen Klick darauf sollten Sie zum meist ein Jahr gültigen Zertifikat gelangen.
- Überprüfen Sie die Schreibweise des Shop-Namens mit der Domain. Beide Namen sollten übereinstimmen
- Lesen Sie vor dem Einkauf das Impressum und suchen Sie nach Auffälligkeiten.
Ratgeber und Aufklärungsvideos
Es gibt noch zahlreiche weitere Hinweise darauf, ob es sich um einen Fake Shop handelt. Die Experten von Betrugstest.com haben diese Informationen übersichtlich auf ihrer Webseite aufbereitet. Auch bei Youtube gibt es zahlreiche Videos, die erklären, wie Sie Fake Shops erkennen können. Hier sind besonders die Polizeibehörden mit Videos zur polizeilichen Kriminalprävention aktiv. Das folgende Video wurde von der Polizei Rheinland-Pfalz produziert:
Video: Wenn angebliche Schnäppchen beim Online Shopping teuer werden. Die Polizei Rheinland-Pfalz klärt auf.
Entlarvte Fake Shops bei Watchlist Internet
Das österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) ist ein gemeinnütziger Verein, der unter anderem die Schaffung eines österreichischen Internet Ombudsmannes initiierte und das Projekt Watchlist Internet umsetzte. Dabei handelt es sich um eine unabhängige Informationsplattform zu Internet-Betrug und betrugsähnlichen Online-Fallen aus Österreich mit Sitz in Wien.
Auf der Webseite www.watchlist-internet.at werden regelmäßig Fake Shops und andere Betrügereien im Internet entlarvt. Die betrügerischen Shops sind vorwiegend im deutschsprachigen Raum tätig. Aber auch andere Betrügereien wie gefälschte E-Mails der CIA auf Englisch werden offengelegt. Die zuständige Aufsichtsbehörde der Webseite ist die Bundespolizeidirektion in Wien. Eine detaillierte Liste mit unseriösen Online Shops hält auch die Webseite www.onlinewarnungen.de bereit.
Steigende Tendenz bei Cyberkriminalität in Deutschland
Grafik: Phishing ist der Versuch, über täuschend echt aussehende Internetseiten bekannter Betreiber, E-Mails oder Kurznachrichten an sensible Daten von Internet-Usern zu kommen, um anschließend die Daten zu missbrauchen, beispielsweise in Form von Identitätsdiebstahl. / © kindfamilie.de
In jedem Jahr wird vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden ein Bundeslagebild zum Thema Cyberkriminalität publiziert. In den letzten Jahren hat dieser Bereich strafbarer Handlungen in Deutschland immer mehr zugenommen:
Jahr | Anzahl der Fälle | Anstieg |
2015 | 45.800 | |
2016 | 82.600 | +80 % |
2017 | 85.960 | +4 % |
2017 wurden in Deutschland 251.617 strafbare Handlungen registriert, bei denen als Tatmittel das Internet eingesetzt wurde. Das entsprach einem Anteil von 4,4 Prozent aller in der polizeilichen Kriminalstatistik registrierten Fälle. Der Schaden, der durch Computerbetrug entstand, wurde dabei auf 71,4 Millionen Euro beziffert.
Enorme Bandbreite der Cyberkriminalität
Der Einfallsreichtum der Cyberkriminellen ist immer wieder erstaunlich. In kaum einem anderen Deliktbereich ist die Bandbreite so groß. Nutzen und Gefahren des Internets können sich dabei schnell überschneiden.
Mögliche Varianten von Cyberkriminalität
Cyberkriminalität kann in verschiedensten Varianten auftreten. Das Phänomen Phishing wurde bereits erwähnt. Aber auch ganz konventionelle Delikte können unter Cyberkriminalität eingeordnet werden, wenn sie mit den Tatwerkzeugen Computer und Internet begangen werden:
- Betrug
- Urheberrechtsverletzungen
- Fälschung
- Unerlaubter Zugriff auf oder Missbrauch von Daten
- Spionage
- Sabotage
- Geldwäsche
Neuester Trend: Cybercrime-as-a-Service
Darknet und Deep Web sind Teilbereiche des Internets, in die sich Kriminelle für ihre Straftaten oft zurückziehen. Hier werden illegale Foren und inkriminierte Handelsplattformen gegründet, um illegale Waren wie Waffen und Drogen oder kriminelle Dienstleistungen wie Fälschungen von Dokumenten anzubieten. Seit Neuestem boomt vor allem das Geschäft mit dem Geschäftsmodell Cybercrime-as-a-Service (CaaS). Dabei werden Täter nicht mehr selbst aktiv, sondern bieten Know-how und kriminelle Dienstleistungen zum Kauf an. So können auch Täter, die nur wenig davon verstehen, wie das Internet funktioniert, kriminelle Handlungen durchführen.
Quantität und Qualität von Cyberkriminalität steigt
Gerade der Bereich Cybercrime-as-a-Service wird von Kriminellen immer mehr professionalisiert. Das Spektrum reicht hier von der Beratung bis hin zur Abwicklung der inkriminierten Geldströme. Experten rechnen in den kommenden Jahren mit einer weiteren Zunahme von Cyberkriminalität.
Die Rechtsprechung muss reagieren
Das stellt auch die Justiz vor Probleme, die sich an die neue Entwicklung anpassen muss. Aktuell stehen Schadensausmaß und Strafandrohung in keinem vernünftigen Verhältnis. Für bisher unbekannte Delikte müssen Strafmaße festgelegt und neue Gesetze erlassen werden.
Was Sie tun können, wenn Sie zum Opfer von Internetbetrug wurden
Was Sie genau tun können, wenn Sie Opfer von Internet-Betrug geworden sind, hängt natürlich von der Art des Deliktes ab. In den meisten Fällen ist schnelles Handeln erforderlich. Wenn bereits Geld geflossen ist, müssen Sie sich umgehend mit Ihrer Bank in Verbindung setzen. Möglicherweise kann die Zahlung noch rückgängig gemacht werden. In Fällen von Datenmissbrauch sollten Konten oder Geldkarten umgehend gesperrt werden.
Bringen Sie jeden Betrugsfall zur Anzeige
Zudem ist es wichtig, jeden Betrugsfall bei der Polizei anzuzeigen. Falsche Scham oder peinliche Gefühle sind hier fehl am Platz. Denken Sie immer daran, dass den Betrügern das Handwerk gelegt werden muss, um weitere Verbraucher zu schützen.
Genauso wie sich Täter auf neue Sicherheitstechniken einstellen, stellt sich die Polizei auf neue Machenschaften ein. Die Aufklärungsrate bei den ermittelnden Behörden ist besser, als Sie vielleicht denken. Im Jahr 2016 konnten beispielsweise 38,7 Prozent aller Fälle von Internetbetrug aufgeklärt werden.
Sichern Sie Beweise
Für spätere polizeiliche Ermittlungen ist es enorm hilfreich, wenn Sie Belege vorweisen können. Sind Sie auf einen Fake Shop hereingefallen, gehören dazu zum Beispiel der Kaufvertrag, Bestellbestätigungen, andere E-Mails oder auch ein Screenshot der Webseite und des entsprechenden Angebots. Bei gefälschter Ware kann die Polizei eventuell Hinweise auf die Hersteller entdecken.
Klären Sie Ihre Kinder auf
Kinder und Jugendliche haben naturgemäß noch wenig Erfahrung beim Online Shopping. Klären Sie Ihre Familienmitglieder und Freunde deshalb auf und berichten Sie, was Ihnen passiert ist oder was im Internet alles möglich ist.
Fazit: Seien Sie aufmerksam und vorsichtig beim Online-Shopping
Aufgrund des bisher Gesagten gibt es keinen Grund Online Shopping zu verdammen und auf ewige Zeiten zu vermeiden. Mit der entsprechenden Aufmerksamkeit und Vorsicht können Sie sich ein befriedigendes Einkaufserlebnis im Internet bewahren. Der Nutzen ist immer noch größer als die Gefahr, wenn gewisse Regeln beachtet werden. Gerade für Menschen, die in ländlichen Gegenden wohnen und nicht mobil sind, ist das Onlineshopping ein unvergleichliches Instrument zum Erwerb von Produkten. Das Gros aller im Internet betriebenen Verkaufsplattformen ist sicher und hält die rechtlichen Datenschutzbestimmungen ein.
Einzelhandel oder Online Shop? Wägen Sie ab!
Lassen Sie sich nicht von allzu lukrativen Angeboten blenden und behalten Sie das Risiko-Nutzen-Verhältnis im Auge. Im Einzelfall kann der Gang zum Einzelhandel sinnvoller sein, beispielsweise wenn beim Online Shopping hohe Zusatzkosten durch Versand- und Speditionspauschalen anfallen. Grundsätzlich bereichert das Bestellen von Artikeln im Internet unser Leben.
In Zeiten der Globalisierung operieren immer mehr Unternehmen international. Mal eben in die USA zu fliegen, um ein bestimmtes Produkt zu erwerben, das es hier nicht gibt, ist nicht für jeden möglich. In diesem Fall ist die Bestellung über das Internet durchaus sinnvoll.