Zeckenimpfung bei Kinder

Die ersten warmen Temperaturen stehen vor der Tür und der Sommer rückt immer näher. Die Kinder spielen wieder verstärkt in der Natur im Garten oder im Wald. Das sie dabei nicht dauerhaft überwacht werden können ist selbstverständlich. Die Gefahren lauern in den Büschen oder im hohen Gras – die Zecken. Doch es besteht die Möglichkeit die Kinder frühzeitig zu schützen durch eine Impfung. Ab welchem Alter die Impfung sinnvoll ist oder ob Kinder überhaupt geimpft werden sollen wird im Folgenden geklärt.

Was ist die Zeckenimpfung?

Zecken können die Krankheit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Diese Erkrankung wird durch Viren ausgelöst und ist eine Entzündung der Gehirnhaut oder das Rückenmark. Die Viren schlummern in den Zecken und werden beim Biss in die Haut auf den Menschen übertragen. Bei Kindern ist eine Ausbreitung auf das Gehirn und das Rückenmark selten und betrifft vor allem die Gehirnhaut mit grippeähnlichen Symptomen, die Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen und Fieber umfassen. Da die FSME nicht ursächlich behandelt werden kann, das heißt es gibt keine Medikamente, welche die Viren bekämpfen, sondern nur eine Symptomlinderung erreicht werden kann, empfiehlt sich bereits bei Kleinkindern die Vorsorge durch eine Impfung, damit keine es gar nicht erst zu einem Ausbruch der Krankheit kommt. Mit der Injektion des Impfstoffes werden bereits abgetötete Viren der FSME in den Körper gespritzt. Dieser erkennt sie und bildet Antikörper dagegen, wenn nach erfolgreicher Immunisierung ein Kind von einer Zecke gebissen wird, die FSME-Viren enthält, dann erkennt der kindliche Körper diese und kann sie durch die Antikörper bekämpfen und ein Ausbruch der Krankheit wird verhindert.

Wo und wer impft gegen Zecken?

Das Infektionsrisiko mit FSME ist vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und den südlichen Gebieten von Hessen und Thüringen verstärkt gegeben. Allerdings hat sich in den letzten Jahren eine Verschiebung in Richtung Norden gezeigt, sodass die Impfung grundsätzlich empfohlen wird für alle Kinder, die sich viel in der Natur aufhalten. Eine Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis wird vom behandelnden Kinderarzt oder Hausarzt durchgeführt und kann nach vorheriger Terminvereinbarung relativ schnell und unkompliziert geschehen. Eine Kartenübersicht findet man hier.

Wie kann man Kinder vor Zecken impfen?

Für Babys wird die FSME-Impfung nicht angeboten, erst für Kleinkinder ab einem Jahr. Das Risiko, das sich ein Baby durch einen Zeckenbiss ansteckt ist auch sehr gering, da diese noch nicht krabbeln oder laufen können und die Natur nicht auf eigenen Beinen erkunden können. Eine Impfung wird bereits im Winter empfohlen, da die Gefahr der Ansteckung in diesen Monaten am geringsten ist und genug Zeit für die Immunisierung vorhanden ist. Es gibt zwei verschiedene Impfstoffe, die in unterschiedlichen Abständen geimpft werden müssen. Zum einen FSME-Immun® Baxter und der Impfstoff Encepur® Novartis. Ein abgeschwächter Impfstoff wird bei Kindern unter zwölf Jahren angewandt, da sie Körper bis zu diesem Alter noch nicht die Widerstandsfähigkeit eines erwachsenen Menschen haben. In der Regel sind zwei bis drei Besuche beim Kinderarzt und entsprechende Impfungen nötig, damit ein wirksamer Schutz von bis zu 99 Prozent erreicht werden kann. Nach der ersten Impfung erfolgt nach ein bis drei Monaten die zweite Impfung und dann fünf bis zwölf Monate später die dritte Impfdosis. Damit ist eine Grundimmunisierung erfolgt, nach der zweiten Impfdosis besteht bereits ein Schutz von 98 Prozent, der aber nur ein Jahr anhält. Für eine schnellere Immunisierung, wenn ein Urlaub in den Süden ansteht, kann nach 14 Tagen bereits die zweite Dosis erfolgen, dies sollte aber vorzeitig mit dem Kinderarzt abgesprochen werden.

Zeckenimpfung Kinder

Gibt es bei der Zeckenimpfung für Kinder Nebenwirkungen?

Nach der ersten Impfung kann es zu Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen im Bereich der Punktionsstelle kommen. Treten außerdem Fieber, Kopfschmerzen, eine Erkältung und Magen-Darm-Beschwerden auf, ist dies ein Zeichen dafür, dass der Körper sich mit den FSME-Viren auseinandersetzt und dagegen Antikörper bildet. Eine Bekämpfung der Viren wird in Gang gesetzt und sollte nach ein paar Tagen wieder abklingen. Wenn die auftretenden Symptome hingegen längere Zeit sich nicht bessern muss der Kinderarzt erneut aufgesucht werden und eine Behandlung der Symptome wird abgesprochen oder eingeleitet. Die Impfung sollte nur in einem guten gesundheitlichen Zustand stattfinden. Da Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren zu 15 Prozent stärkere Reaktionen durch Fieber zeigen, ist es sinnvoll mit dem Arzt die Notwendigkeit der Impfung abzuwägen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt sogar, dass Kinder unter drei Jahren und schwangere Frauen gar nicht geimpft werden sollen, sondern sich durch andere Maßnahmen zu schützen oder Wiesen und Wälder zu vermeiden. In der Regel werden Kinder erst ab sechs Jahren geimpft, da sie bei einer Infektion mit FSME-Viren nur leichte Symptome zeigen und die Nebenwirkungen der Impfung oft auftreten, hingegen die Ansteckungsgefahr nicht so hoch ist. Die Zeckenimpfung bei Kleinkindern sollte daher gut abgewogen werden, ab welchem Alter ist die Impfung sinnvoll wird am besten mit dem Kinderarzt abgesprochen.

Wann sollte man eine Zeckenimpfung auffrischen?

Nach der vollständigen Grundimmunisierung mit drei Impfdosen der Schutz hält bis zu drei Jahre und danach sollte eine Auffrischung erfolgen. Im weiteren Verlauf reicht dann Abstände bei der Zeckenimpfung von fünf Jahren.

Muss eine Zeckenimpfung extra bezahlt werden? Was sind die Kosten?

Eine Grundimmunisierung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis kostet circa 100 Euro, da eine einzelne Impfung bei 34 Euro liegt. Jede weitere Auffrischung muss dann ebenfalls extra bezahlt werden. Die Impfung gegen FSME wird nicht von jeder gesetzlichen Krankenkasse übernommen, daher ist es empfehlenswert zuvor bei der eigenen Versicherung nachzufragen. In der Regel werden die Kosten übernommen bei Menschen, die in den genannten Risikogebieten wohnhaft sind. Wer hingegen nur für einen Urlaub in die betroffenen Gebiete reist, bei dem kann die Krankenkasse sich weigern die Kosten zu übernehmen und es bedarf einer Übernahme durch den Patienten. Normalerweise übernehmen die Kassen bei Reisen in das Ausland gar keine Kosten, teilweise nur bei Reisen innerhalb von Deutschland. Sie behalten sich auch vor in einigen Fällen nur einen teil der Kosten zu erstatten. In jedem Fall muss der Patient zuvor in Vorkasse gehen und die Rechnung im Anschluss bei seiner zuständigen Krankenkasse einreichen und bekommt gegebenenfalls eine Rückerstattung.

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Sollte man sich überhaupt impfen lassen? Pro und Contra!

An der Frage, ob Impfungen mehr Nutzen oder Schaden bringen scheiden sich seit Jahren die Meinungen in der Bevölkerung. In den letzten Jahrzehnten konnten große Erfolge durch flächendeckende Impfungen erreicht werden, zu nennen ist die Pockenimpfung. Mittlerweile gilt die Krankheit der Pocken als ausgestorben in Europa, zu verdanken durch eine intensive Kampagne zur Werbung der Pockenimpfung. Auf der anderen Seite sind immer wieder Fälle bekannt geworden, dass Impfungen gegen verschiedene Erkrankungen, auch gegen FSME zu schweren Behinderungen und sogar zu Tod geführt haben.

Der Kinderarzt Dr. Raabe sagt dazu:

„Wir wissen, dass nach der FSME-Impfung in engem zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung immer wieder auch neurologische Probleme auftreten können. Das kann nur ein Fieberkrampf sein, das kann aber auch gehen bis hin zu Nervenentzündungen und bis hin zu Hirnentzündungen.“

Letztendlich ist es für Menschen in Risikogebieten wie Bayern oder Baden-Württemberg sinnvoll sich zu impfen oder für Kinder, die sich viel in der Natur aufhalten, zum Beispiel in Waldkindergärten die Tage verbringen. Da es aber auch zu erheblichen Nebenwirkungen kommen kann, die im schlimmsten Fall tödlich enden können oder zu schweren Behinderungen führen, sollten die Eltern gemeinsam mit dem behandelnden Kinderarzt genau abwägen, ob eine Impfung sinnvoll ist oder nicht. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die Impfung nicht gegen Zeckenbisse im Allgemeinen schützt und Zecken weitere Krankheiten übertragen können, zum Beispiel Borreliose, für die es bisher keine Impfung gibt und die nur durch Antibiotika behandelt werden kann, wenn sie frühzeitig erkannt wird.

Was sind die Risiken einer Zeckenimpfung?

Risikoreich ist die Impfung gegen FSME genauso wie jede andere Impfung, da durch eine Impfung immer Viren in den Körper von außen eingebracht werden, die zu einer Erkrankung führen können. Nicht jeder Körper reagiert auf diese FSME-Viren, aber sie können trotzdem zu Fieber, Kopfschmerzen, Rötungen oder Schwellungen an der Punktions Stelle führen. Es wird auch von tragischen Impfungen berichtet, die Hirn- und Rückenmark Entzündungen ausgelöst haben. Hingegen hat das Robert-Koch-Institut in den letzten Jahren keine Fälle verzeichnet, die tödlich endeten.

Kind hat Fieber nach der Impfung, normal? Was tun?

Sollte das Kind nach einer Injektion mit dem Impfstoff eine Fieberreaktion zeigen, dann können Eltern die klassischen Hausmittel zur Reduktion des Symptoms anwenden, dazu gehören Wadenwickel, Bettruhe, regelmäßiger Bettwäschewechsel und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Es gibt auch fiebersenkende Zäpfchen, die angewandt werden können, wenn andere Maßnahmen keine Wirkung zeigen. In jedem Fall sollte der Kinderarzt informiert werden und bei einer Verschlechterung der Symptome erneut aufgesucht werden.

Gibt es eine Alternative zur Zeckenimpfung?

Da die Grundimmunisierung der Zeckenimpfung nur für die Erkrankung FSME hilfreich ist und schützt und nicht gegen Zeckenbisse im Allgemeinen schützt, sollten bestimmte Verhaltensweisen beachtet werden, wenn Kinder im eigenen Garten, auf Wiesen oder in Wäldern spielen oder spazieren. Da Zecken auch die Erkrankung Borreliose übertragen können, empfiehlt es sich, dass bei einem Aufenthalt im Freien lange Kleidung getragen wird, möglichst die Hose in die Socken stecken oder direkt lange Gummistiefel anziehen, so haben die kleinen Tieren weniger Chancen direkt auf die Haut der Kinder zu gelangen. Zecken warten auf hohen Grashalmen oder Zweigen bis zu 150 cm hoch auf den passenden Wirt, um bei einem vorbeistreifen an ihm haftenzubleiben. Dann suchen sie nach einer geeigneten Hautstelle, um zu beißen und Blut zu saugen, dagegen gibt es verschiedene Sprays, die sogenannten Repellentien. Dazu hat die Stiftung Warentest vier Mittel mit gut befunden und sie halten nicht nur Zecken für eine Weile fern, sondern auch andere Insekten wie Mücken. Wichtig ist, dass Eltern sich selbst und vor allem ihre Kinder nach einem Spaziergang in den genannten Gefahrenzonen gründlich zu Hause absuchen, ob bereits Zecken am Körper nach einer geeigneten Bissstelle suchen oder sie schon gefunden haben. Dann können sie leicht mit einer Zeckenzange entfernt werden und die Hautstelle in den nächsten Tagen auf kreisrunde Rötungen überwacht werden, da nicht jede Zecke Viren oder Bakterien überträgt.

Die Zeckenimpfung schützt Kinder in Risikogebieten effektiv vor Hirnhautentzündungen, kann aber auch zu beträchtlichen Nebenwirkungen führen. Sie wird von Kinderärzten und Krankenkassen empfohlen, wenn Kinder sich viel in der Natur aufhalten und Letztere übernehmen sogar die Kosten dafür. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es trotz Impfung gegen FSME und verschiedene Schutzmaßnahmen keine hundertprozentige Sicherheit gegen Zeckenbisse gibt. Aber mit ein paar Vorkehrungen haben Zecken es nicht leicht Kinder und Erwachsene zu befallen. Ist eine Zeckenimpfung sinnvoll, dass muss jedes Elternpaar gemeinsam mit ihrem Kinderarzt und den genannten Umgebungsfaktoren gründlich abwägen.

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